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Jede Barriere ist eine zu viel!

02.05.2012 von LAG Redaktion

In Hamburg leben ca. 155.000 schwerbehinderte Menschen. Rund 80.000 Menschen sind gehbehindert, 40.000 sehbehindert und 3.000 sind blind. Viele Beeinträchtigungen sind altersbedingt. Anlässlich des europäischen Aktionstages für die Gleichstellung und gegen die Diskriminierung behinderter Menschen fordert die Hamburger Landesarbeitsgemeinschaft für Behinderte (LAG) - politisches Dach von 60 Mitgliedsorganisationen -, dass Hamburg das Menschenrecht auf Barrierefreiheit gemäß der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) umsetzt.
„‘Wachsende Stadt‘ darf nicht auch ein Anwachsen von Barrieren bedeuten!“ mahnt Karsten Warnke, stellv. LAG-Vorsitzender und Experte für Barrierefreiheit. Moderne Stadtplanung blende die Bedürfnisse behinderter und älterer Menschen oft systematisch aus. Beispiel hierfür seien sog. Sitzstufen, die unvermittelt in Treppenanlagen auftauchen und eine große Unfallgefahr darstellen. „Es kann z. B. nicht sein, dass Menschen Angst haben, ohne Begleitung in unsere Hafen-City zu gehen“, empört sich Warnke. Barrieren die behinderte und ältere Menschen die eigenständige Mobilität in Hamburg erschweren sind u. a.:

Treppen ohne oder mit unterbrochenen oder zu kurzen Handläufen,

Stufen ohne kontrastreiche Markierungen,

Pflasterungen, bei denen man nicht weiß, ob es sich um Stufen oder nur um ein Muster handelt,

fehlende oder zu steile Rampen,

kaum lesbare Schilder und Hausnummern, schlecht wahrnehmbare Poller, Fahrradbügel, freischwebende Treppen.
Die LAG fordert eine Stadt für alle ihre Bürgerinnen, Bürger und Gäste. Egal, ob sie gesund, jung, beeinträchtigt oder alt sind: kein Winkel dieser Stadt darf für sie verschlossen bleiben. Nicht das Rathaus, kein Bahnhof, nicht die Hafen-City und keine Parkanlage. Das fordert auch die UN-Behindertenrechtskon-vention. Und dies – so die LAG - muss auch Gegenstand des Landesaktionsplanes zur Umsetzung der UN-BRK sein, den die Hamburger Behörden dem Landesbehindertenbeirat zur Stellungnahme vorgelegt haben.
„Leider bleiben die Behördenvorschläge weit hinter unseren Erwartungen zurück. Es scheint so, als hätte man nur einige Maßnahmen aufgelistet, die ohne hin schon geplant waren und die nicht zusätzlich etwas kosten dürfen,“ so Warnkes Urteil. „Barrierefreiheit als Voraussetzung für eine inklusive Gesellschaft gibt es aber nicht zum Nulltarif. Die Sicherung einer inklusiven Teilhabe aller Menschen insb. in Hinblick auf eine alternde Gesellschaft muss den gleichen Stellwert haben wir die des Wirtschaftsstandortes“, fordert Warnke und verweist auch darauf, dass die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention und ein Finanzierungsvorbehalt nicht mit einander vereinbar sind.
Mit einer Kundgebung und einem Rundgang zu markanten Barrieren in der Hafen-City wollen die Hamburger Behindertenverbände am Samstag den 5. Mai unter dem Motto „Jede Barriere ist eine zu viel!“ ihre Forderungen nach Barrierefreiheit unterstreichen. Die LAG ruft alle Hamburgerinnen und Hamburger auf, um 14 Uhr zur Kundgebung an den Magellan-Terrassen (HafenCity) zu kommen.

Es sprechen:
Klaus Becker, Vorsitzender der LAG für behinderte Menschen,
Ingrid Körner, Senatskoordinatorin zur Gleichstellung behinderter Menschen,
Karsten Warnke, stellv. LAG-Vorsitzender.

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